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2003: Reisetagebuch der Herzogin Marie-Charlotte von Sachsen-Gotha-Altenburg

Marie-Charlotte Amalie von Sachsen-Gotha-Altenburg

Für ein Reisetagebuch der Herzogin Marie-Charlotte von Sachsen-Gotha-Altenburg stellte die

Kulturstiftung Gotha im Jahre 2003 einen Druckkostenzuschuss in Höhe von 4.000,00 Euro zur Verfügung.

 

Aus dem Reisetagebuch 1807 der Herzogin
 

"Die Herzogin hatte bereits die Erfahrungen zweier großer Reisen gesammelt, die beide in die Provence führten. Die erste (1786/87) noch vor der französischen Revolution und mit ihrem Gemahl, die zweite (1804/05) schon als Witwe und mit von Zach als Oberhofmeister, nach den schlimmen Jahren des

revolutionären terreur.Obwohl sie also ungefähr wusste,was sie erwartete, wird der Weggang aus ihrer Heimat für die Herzogin sicher der tiefste Einschnitt in ihrem Leben gewesen sein, mindestens in dessen "äußersten" Schichten. Möglicherweise waren zunächst andere Varianten der hier behandelten Reise

geplant, wie etwa zu von Zachs Bruder Anton, (dem österreichischen General und Kommandanten von Triest), oder direkt in die Rhein-Rhone-Route nach der Provence. Die Reise 1807 steht vor einem

mehrjährigen Aufenthalt in Marseille und einem noch längeren bis zu ihrem Tode in Genua. Die im

Reisetagebuch behandelte Zeitspanne ist nur der erste Teil (ein halbes Jahr) eines zweieinhalbjährigen

Wanderlebens in Oberitalien.

Wir wollen hier nicht alles wiederholen, was kürzlich von einem der Verfasser in seiner von Zach-Biografie über die Herzogin

zusammengestellt worden ist. Nur soviel sei zum Verständnis der Ausgangs-Situation rekapituliert: Das Herzogspaar hatte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts auseinandergelebt. Der Herzog hatte die eine oder andere Freundin, jedoch in aller Diskretion - nicht wie bei Carl August von Weimar. Die Herzogin favorisierte den einen oder anderen amüsanten Gesellschafter. Vor von Zach war es offenbar der Schriftsteller,Theatermann und Anti-Revolutionär H. A. O. Reichard (1751-1828). Dass dieser über seine

Ablösung durch von Zach nicht erfreut war, verwundert nicht.

 

Dementsprechend sind seine Äußerungen in seinen nachgelassenen Erinnerungen zu werten. Dazu kommt noch, dass er auf

seinem untersten Beamten-Rang "sitzen" blieb, während von Zach etwa im 2-Jahres-Rhythmus aufstieg - am Schluss zur

Exzellenz. Trotzdem berichtet auch Reichard eigentlich nichts besonders Ehrenrühriges über die Herzogin, außer dass sie kaum noch am Hofleben teilnahm, sich nur noch der Astronomie widmete, und - das war wohl besonders skandalös - mit von Zach für die französische Revolution sympathisierte.

 

Erst spätere Historiker haben die Züge vergröbert und dabei sogar elementare zunftmäßige Regeln außer Acht gelassen. Im

höheren Alter und lange nach dem Tode des Herzogs heiratete die Herzogin ihren Oberhofmeister zur linken Hand, dann wohl kaum aus Leidenschaft, sondern eher zur Sicherung ihres langjährigen Vertrauten. Und um es gleich vorwegzunehmen, auch dieses Reisetagebuch enthält fast nichts, was als Beweis für ein engeres Verhältnis der Herzogin zu ihrem

Oberhofmeister gewertet werden könnte. Ob es etwas enthielt, wissen wir nicht, denn es ist nicht vollständig überliefert..."

Das Reisetagebuch ist als Band 1 der Schriften des Thüringischen Staatsarchivs Gotha,Friedensteinsche Quellen Nr. 1 von

Ingeborg Titz-Matuszak und Peter Brosche herausgegeben und kommentiert worden.


Höhe der Fördersumme: 4.000,00 Euro